Dienstag, 11. Oktober 2016

Das letzte Kapitel

Liebe Leute, geschrieben habe ich hier schon ein Ewigkeit nichts mehr. Dank Twitter und Facebook gibt es ja auch deutlich effizientere Möglichkeiten, um eine kleine Wasserstandsmeldung zu geben. Da mir aber zu Ohren gekommen ist, dass es doch noch den Einen oder Anderen gibt, der hier immer (noch) vorbei schaut, werde ich meine letzten wichtigen Gedanken zu meiner sportlichen Laufbahn hier nieder schreiben.

Richtig, die letzten Gedanken. Jetzt fragt Ihr euch sicher, warum einer mit 37 Jahren schon die weiße Flagge schwenkt und den leistungsorientierten (so will ich das hier mal nennen) Sport an den Nagel hängt. Nun ja, ganz einfach. Der Sport, den ich mal so geliebt habe, Triathlon, ein Mensch alleine gegen die Natur. Ein Sport, in dem Fairness für mich immer Groß geschrieben wurde, den gibt es nicht mehr. Zumindest nicht mehr auf der großen Bühne. Sicherlich sind Kommerzialisierung und eine höhere Leistungsdichte mit ein Grund für diese Entwicklung. Aber für mich steht in erster Linie der Athlet in der Pflicht und Verantwortung. Aber leider haben die Erfahrungen vom letzten Wochenende meine Entscheidung gefestigt. Es geht nicht nur alleine um das Windschattenfahren. Nein, es beginnt schon damit, dass bereits beim Stau zum Bodymarking (der leider so was von unnötig war), vorgedrängelt und am Schwimmstart bewusst festgehalten wird. Es wurde beim Radfahren rechts und links gleichzeitig überholt (und nein, ich bin nicht links gefahren) und ich bekam Vorwürfe dafür, dass ich nicht die Lücke zu einem Windschattenpulk schließen wollte. Ich wollte mir ein letztes Mal ein schönes Rennen auf Hawaii gönnen. Aber leider war ich schon nach 30km auf dem Rad bedient, nur weil eine Vielzahl von Sportlern die Regeln nicht einhält. Und es braucht mir keiner zu kommen, mit: das ging nicht anders, die anderen machen das auch. Es geht. Es kostet Kraft, Rhythmus und Nerven, aber es geht. Kurz um, das macht mir keinen Spaß mehr. Und wenn es keinen Spaß mehr macht, dann sollte man aufhören.

Aber keine Angst, ich werde dem Sport schon noch erhalten bleiben. Denn wie bei den Galliern und Römern früher gibt es doch immer noch Wettkämpfe, in denen Athleten und Veranstalter dem Bösen Wiederstand leisten und den Ursprung unserer geliebten Sportart hochhalten. Und genau da werdet ihr mich auch wiederfinden (liebe Grüße an die Güstrower). Aber der großen Show, der bleibe ich ab jetzt fern.

Und was bleibt zu meinem Hawaiirennen in diesem Jahr zu sagen? Naja, nicht so viel. Ich hatte keinen guten Tag. Die Vorbereitung war Dank eines Muskelfaserrisses improvisiert und die Rennbedingung waren durchaus anspruchsvoll. Das Einzige, was am Samstag funktioniert hat, war das Schwimmen (ich will jetzt nicht sagen, wieviel Trainingszeit ich dafür investiert habe ;-)). Aber bereits beim Radfahren tat ich mich schwer. Anfangs, wie oben beschrieben, kämpfte ich damit, ein faires Rennen zu bestreiten. Auf dem Rückweg von Hawi lichteten sich die Reihen (sogar die Pulks zerfielen langsam) und ich konnte mich ganz gut nach vorne arbeiten. Auf den letzten 30 km gab es dann aber nochmal richtig Wind von vorne und da gingen mir leider die Lampen aus. Energetisch war es vorbei und leider fing auch der Oberschenkel wieder leicht an zu zucken. Aber eine Aufgabe kam bei meinem Finale natürlich nicht in Frage und so arrangierte ich mich mit einer Mischung aus Laufen und Wandern. Die letzten fünf Kilometer lief ich dann durch, immerhin gab es noch die 10 zu retten ;-). Meinen letzten "Walk on Ali`i" zelebrierte ich dann richtig. Den hatte ich mir ja auch hart verdient. Und so ein kleines bisschen war es auch mein persönliches Rennen der Superlative. Mein längster Ironman, mein längster zweiter Wechsel und mein längster Marathon überhaupt. Also sagt mir nicht, ich hätte meinen letzten Ironman nicht ordentlich ausgekostet. Irgendwie passt es auch ganz gut, dass ich auf Hawaii mein längstes und  "schwächstes" Ironmanrennen, als auch mein nahezu perfektes Rennen 2007 erleben durfte. Somit schließt sich der Kreis.

Hier noch ein paar Fotos:







Habt euch wohl und man sieht sich.
Achja, man soll ja nie Nie sagen und Worte sind Schall und Rauch ;-)